Feier der Schönstattfamilie im Bistum Münster mit Bischof Felix Genn am 14. Juni 2014
„Und wenn ihr nur den einen Satz mitnehmt …“
„Ich habe eben in der Predigt etwas vergessen“, sagt Bischof Felix Genn nach dem Credo und hält die Karte in den Händen, die an die Wanderung des Vatersymbols durch die deutschen Diözesen erinnert. „Vielleicht war die Predigt für euch Kinder eben etwas zu lang, aber wenn ihr nur den einen Satz für euer Leben mitnehmt, der auf dieser Karte steht, das genügt. Es ist ein Wort von Pater Kentenich: „Der höchste Herr des Himmels und der Erde ist mein Vater, und dieser große, liebende Vater schaut ständig auf mich, er sieht mich.“
Dass der Himmel an diesem Tag mit besonderer Aufmerksamkeit auf uns schaut, kann die Münsteraner Schönstattfamilie, die von den sechs Heiligtümern des Bistums zum siebten Heiligtum, dem Diözesanheiligtum in Münster-Mariengrund und zum Dom aufgebrochen war, spüren.
750 Jahre Paulusdom Münster und 100 Jahre Schönstatt-Heiligtum – zwei Jubiläen, die das Motto der Sternwallfahrt „Liebesbündnis – unser Weg zum Paradies“ aufgreift und verbindet.
Ankommen im Heiligtum, Begegnung, Vorfreude und ein liebevoll und ansprechend vorbereitetes Kinder- und Jugendprogramm prägen den Vormittag am Diözesanzentrum.
„Da ist es gut sein, wie im Paradies“. Die Statio am Heiligtum sammelt zum Aufbruch von unserem „Schönstatt-Paradies“ hin zur Mutterkirche des Bistums, in die alle Besucher durch die Vorhalle, genannt „Paradies“, eintreten.
Der sechs Kilometer lange Pilgerweg zum Dom führt durch Wohngebiete, entlang an Kirchen und den Uni-Kliniken vorbei, über einen Pfad, auf dem schon der Bistumsgründer, der heilige Bischof Liudger gegangen sein könnte, durch den Schlossgarten und die Frauenstraße, mit dem Collegium Marianum, wo die Heilige Edith Stein als Dozentin tätig war, und dem Lourdes-Heim, in dem Pater Kentenich 1923 einen Vortrag für Priester- und Priesteramtskandidaten gehalten hat.
„Der Pilgerweg hat Gemeinschaft geschaffen und die Freude auf das Pontifikalamt im Dom von Station zu Station wachsen lassen“, meint ein Fußpilger.
Ob zu Fuß, mit Fahrrad, Auto oder Bus, ob am Morgen schon dabei oder gerade erst zum Dom angereist, der Höhepunkt der Sternwallfahrt, das Pontifikalamt mit Bischof Dr. Felix Genn, eint alle zu einer großen Gemeinschaft im Liebesbündnis.
In Verbundenheit mit ihrem Ehrenmitglied, dem Gründer der Schönstattbewegung, Pater Josef Kentenich, bilden Standartenträger der Studentenverbindung „Rolandia“ die Spitze des Einzugs in den Dom, gefolgt von den Schönstattfahnen der sieben Heiligtümer des Bistums.
Der Pilgerstab, eine Schönstatt-Jubi-Fahne, ein Foto vom Vatersymbol, ein großes Pilgerheiligtum, eine RTA-Krone der MJF, ein Krug, Mädchen mit Blumen in den Händen, der Bischofsstab der Münsteraner Schönstattfamilie – Zeichen unseres Lebens aus dem Liebesbündnis, unseres Weges zum Paradies.
„Sie geben dem Ganzen Gesicht mit Jung und Alt“, sagt Bischof Genn, bezugnehmend auf diese Symbole und mit Blick in die Gesichter der Schönstattfamilie, in die er schaut.
Ja, von vier Wochen bis 94 Jahren sind wirklich alle Generationen vertreten, um 100 Jahre Liebesbündnis zu feiern. Anknüpfend an das Messformular zeichnet Bischof Genn die Dreifaltigkeit als Urbild der Familie und betont die Bedeutung der Verwurzelung in der Naturfamilie und in familienhaften Gemeinschaften, wie Schönstatt sie pflegt.
„Von Ihrem Gründer gibt es das Wort: ‚Das große Problem der heutigen Zeit ist und bleibt das Gottesproblem.‘ Damit hat er vollkommen Recht. Wenn wir Gott so sehen können, wie er sich uns als der Dreifaltige darstellt, dann bekommt der Mensch – von dieser Wirklichkeit her – einen unglaublich hohen Wert ... und kann sogar, wie Pater Kentenich sagt, als ‚Königskind‘ angesehen werden, und sei er noch so schwach und sündhaft.“
Die Kinder und Jugendlichen ermutigt Bischof Genn, ein Bild oder Wort aus dieser Feier mitzunehmen, und er bekennt: „Es gibt bis zur Stunde Gebete, die ich von Kindesbeinen an gelernt habe und die mit mir durch das Leben gehen. Dazu gehört auch das Gebet, das wir nachher zur Erneuerung des Liebesbündnisses sprechen: ‚O meine Gebieterin, o meine Mutter …‘.“
Die Fürbitten greifen das aktuelle „Zeitfieber“ auf:
„Mit der ‚Mission Weltmeister‘ zu werden, ist die deutsche Nationalmannschaft nach Brasilien gereist. – Mit der ‚Mission Liebesbündnis‘ starten wir am 18. Oktober 2014 in die nächsten 100 Jahre Schönstatt.“
Nach dem Pontifikalamt ist im Priesterseminar „Borromaeum“ Gelegenheit zu familienhafter Begegnung mit dem Bischof und untereinander. In dem Begrüßungslied heißt es unter anderem: „750 Jahre steht die Bischofskirche hier, 750 Jahre Bischöfe regieren hier. Unser Gründer hat versprochen, Schönstatt möge allezeit, jedem Bischof hier in Münster fester Stab und Stütze sein. Darum feiern 100 Jahre Schönstatt wir im Paulusdom – mit dem Bischof eng verbunden hier in Münster und in Rom. Unsre Jubi-Fahne kündet: Schönstatt feiert 100 Jahr – und die Herzen sind entzündet wie es bei der Gründung war.“
„Ich habe den Bischof noch nie so nah, so herzlich, so sympathisch erlebt“, sagt eine Frau und spricht damit offenbar vielen Mitfeiernden aus dem Herzen. Ja, wo immer Bischof Genn spricht und zu sehen ist: seine persönliche Zuwendung, seine wertschätzenden Worte und Gesten überzeugen und gewinnen die Herzen. Unser Eindruck am Ende des Tages ist: Der Wunsch Pater Kentenichs, die Münsteraner Schönstattfamilie möge dafür sorgen, dass der Bischof als Vater der Diözese gesehen und erlebt werden kann, ging heute erneut in Erfüllung.
Zu einem Riesenerfolg – fast nebenbei – wird die Tombola der MJF. Sie wollen einem Mädchen aus der Dominikanischen Republik ermöglichen, beim Jubiläum im Oktober in Schönstatt dabei zu sein. Ihr gewinnender Auftritt öffnet Herzen und Geldbeutel und führt sogar dazu, dass eine Frau am Ende sagt: „Toll, Schönstatt hat Zukunft. Ich melde mich doch noch für die Fahrt am 18.Oktober nach Schönstatt an.“
Sr. Marie Jeannette Wagner